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von Felix Bender (Der Voltigierzirkel e. V.)
Rückmeldungen von Leo Laschet und Helma Schwarzmann

Hinweis: Dies ist eine Übersicht, der ausführliche Artikel erscheint im Aktuellen Voltigierzirkel 1/2020. Werde Mitglied, um das Magazin frei Haus zu erhalten: https://www.voltigierzirkel.de/mitglied-werden.html

 

Pferdenote und Pferdegesundheit in der Kür

Die Bewertung der Pferde und die Gewährleistung der Pferdegesundheit in der Kür waren zwei der Themen bei der Voltigierrichtertagung auf Bundesebene 2020. Bei der jährlich stattfindenden Tagung, ausgerichtet von der Deutschen Richtervereinigung für Pferdeleistungsprüfungen (DRV), dieses Mal in Zusammenarbeit mit dem Pferdesportverband Hannover, trafen sich Richter aus allen deutschen Landesverbänden Ende Januar dieses Jahres in Verden.

Die Pferdenote – von den Inhalten zur konsequenten Anwendung
Barbara Weckermann und Bernd Rockenfeller blickten auf die Entstehung der Pferdnote zurück und auf den aktuellen Stand inklusive der Knackpunkte.
Voltigieren ist eine Pferdesportdisziplin, doch die einzige Voraussetzung war jahrzehntelang lediglich „das Pferd muss da sein“, betonte Weckermann.

Aktuell wird nach Kriterien gerichtet, die Basis ist die Skala der Ausbildung. Die Referenten gingen auf wichtige Aspekte ein:
Losgelassenheit ist teilweise recht schwer erkennbar, so Weckermann. Wichtig ist ein erkennbares An- und Entspannen funktionaler Muskelketten.
Bei der Anlehnung ist ein gleichmäßiges (!) Herantreten an die Ausbindung entscheidend sowie erkennbare (!) Lastaufnahme.
Geraderichtung: Ist das Pferd unter Belastung ausbalanciert? Dies ist besonders in der Kür ein wichtiger Punkt.

Die Knackpunkte, die mit den Kriterien und Abzügen nicht gefasst werden können, stellten Weckermann und Rockenfeller im Anschluss vor.

Die Pferdenote ist mehr als die Vergabe von Einzelnoten
Die Pferdenote ist die Sicht auf das große Ganze und auf viele Zusammenhänge mit der Basis „Skala der Ausbildung“. Richter haben eine Steuerungsfunktion, mit der sie fördern wollen und müssen, so das Fazit der Referenten.

Das Pferd in der Kür
Warum geht das Pferd zu diesem Zeitpunkt immer schlechter als in der Pflicht, wurde zur Diskussion gestellt. Ein Grund: Die Kür wird meist am Holzpferd gebaut mit dem Maximalen, was möglich ist. Es folgen die Show und die Trikots, dann erst wird am Pferd geübt.

Die Ausbindung
Fehlerhafte und auch unangemessene Ausbindungen gehen immer zu Lasten der Kriterien der Skala der Ausbildung. Die Variationen sind zahlreich: zu eng, zu tief/zu hoch, Konterstellung/Innenstellung.

Die Hilfengebung
Weckermann betonte, dass manche Longenführer Hinweise aus dem Protokoll nicht annehmen. Negative Beispiele sind ein ausgestreckter Arm beim Longieren, eine durchhängende Longe beim Herauslassen des Pferdes oder eine treibende Hilfe aus der Longenhand statt mit der Peitsche. „Es tut sich nichts“, so Weckermann zur Entwicklung in diesem Bereich.

Wenige finale Ergebnisse, aber viele Anstöße“ zog Weckermann aus den anschließenden Diskussionen mit den Tagungsteilnehmern:
(Wichtig für alle Leser: Folgende Aspekte sind nur die Basis für eine mögliche zukünftige Regel-Entwicklung, aber sie sind derzeit kein gültiges Regelwerk! Es sind also Überlegungen für die Zukunft.)

Wann beginnt die Bewertung der Hilfegebung?
Eine Sammlung aus dem Workshop des Vorjahres diente als Basis. Zur Diskussion stand in Verden: Wenn das Pferd nach dem Abgang des letzten Voltigierers wegstürmt, weil das Publikum tobt, soll dies nicht dem Pferd negativ angekreidet werden, aber es soll von Anfang bis Schluss bewertet werden. Das Fazit lautete deshalb: Ein klares Ende muss definiert sein.

Gesamteindruck
Soll dieser als zusätzliches Kriterium in die Pferdenote? Denn die Frage war: Wo zieht man als Richter Punkte ab, wenn das Pferd zweimal aus dem Takt fällt oder wenn es buckelt? Zieht man dies in allen Aspekten der Pferdenote ab? Der Gesamteindruck könnte enthalten: Handling des Longenführers als Ganzes, Gesamtbild/Harmonie, adäquate Reaktion des Longenführers.
Die Kritik von Seiten der Diskussionsteilnehmer war, dass die Note schwammig sein kann. Welche Richtwerte können aufgeführt werden?

Zunge
Die ethischen Grundsätze und der Tierschutz standen als die wichtigsten Aspekte über der Diskussion, denn das Pferd ist der einzige Sportler im Voltigieren ohne Stimme. Die Zunge beeinflusst alle Kriterien der Skala der Ausbildung.
Es wurde betont: Die Richter müssen nicht erklären, ob das Pferd Schmerzen hat, aber es könnte Schmerzen haben. Manche Teilnehmer verglichen Zungenfehler mit Untaktheit, bei dieser wird der Starter ausgeschlossen, deshalb sollte ein Pferd, das dauerhaft die Zunge zeigt, ebenfalls ausgeschlossen werden. Andere sprachen sich dafür aus, Pferde mit Zungenfehlern starten zu lassen, dies aber abzuziehen.
Auch wenn es noch offene Fragen gibt, schon alleine aufgrund der Diskussion über Zungenfehler wird ein positiver Aspekt bei der Ausbildung bewirkt werden, war sich Kerstin Nimmesgern sicher.

Überlastung der Pferde in der Kür
Richter haben ein wirksames Mittel, Pferde in der Kür vor Überlastung zu schützen: Abläuten, egal zu welchem Zeitpunkt, nach 30 Sekunden oder 3 ¾ Minuten. Es soll konsequent gehandelt werden, wurde betont. Das Problem sind insbesondere die Vereine, die nicht die Ressourcen wie die großen, erfolgreichen Vereine haben.

Beginn der Vorstellung
30 Sekunden haben Voltigierer aktuell Zeit, nach dem Anklingeln zu beginnen. Kai Vorberg stellte die Idee zur Diskussion, einen Countdown für Einlaufen und Vortraben bzw. Vorbereitung einzuführen. Er verwies auf seine Erfahrungen, nach denen 1 Minute als Vorbereitungs-Countdown ausreichend ist (zwischen Gruß und Anfassen der Griffe), ab dann beginnt die Zeitmessung – egal, ob der Voltigierer schon mit der Pflicht oder Kür beginnt oder noch nicht.

Platzierungsmöglichkeit
Kontrovers diskutiert wurde die Idee, bei einer Gesamtnote unter 3,0 in allen LPO-Prüfungen die Teilnehmer nicht zu platzieren (aber dennoch mit Beurteilungsbogen). Gegen dieses Vorgehen spricht laut Tagungsteilnehmern, dass die Klasse E eingeführt wurde, um mehr Sportler für LPO-Starts zu motivieren, auf der anderen Seite wird diskutiert, nicht mehr alle zu platzieren, was motivationshemmend wirkt. Und im Gegensatz zum Reiten wird im Voltigieren das gesamte Notenspektrum ausgeschöpft, von daher ist 3,0 in den niedrigeren Klassen gar nicht so niedrig. Insbesondere für den Bereich E und A besteht die Sorge, dass wieder mehr Gruppen in WBO starten.
Für die Klassen M, S und Junior Mindestnoten für die Platzierung einzuführen, wurde dagegen von einem größeren Teil der Anwesenden befürwortet.

 

Die APO 2020: Neuerungen bei den Abzeichen-Prüfungen
Die Änderungen, die die Abzeichenabnahme betreffen, stellte Christine Kellermann in Verden vor.

Neu ist der Pferdeführerschein Umgang. Er ersetzt den Basispass Pferdekunde. Die Inhalte sind im Prinzip geblieben, erläuterte die Referentin, der Fokus liegt auf dem praktischen Umgang mit dem Pferd in Alltagssituationen (!) aus dem öffentlichen Raum. Geprüft werden soll also, was die Prüflinge sonst auch im Alltag machen.

Die Bodenarbeit ist ab VA 5 Bestandteil der Voltigierabzeichen sowie des Pferdeführerschein Umgang. Verpflichtend abgeprüft wird hierbei das Vorführen auf der Dreiecksbahn, außerdem kann der Prüfling wählen zwischen einem Bodenarbeitsparcours und dem Vormustern/Führen auf gerader Linie. Letzteres ist wie das Durchführen einer Verfassungsprüfung.
Neu eingeführt wurde das VA 5, Voraussetzung ist der Pferdeführerschein Umgang.

Das Longierabzeichen mit Voltigierern (LA 5 V) für Longenführer wurde mit der neuen APO eingeführt, um Longenführer speziell im Longieren mit Voltigierern zu schulen. Es ist nun die Voraussetzung für die Beantragung einer Jahresturnierlizenz, allerdings besteht Bestandsschutz für alte Abzeichen von vor 2020.

Neu eingeführt wurde des Weiteren das LA 3. Dieses deckt die Grundtechniken an der Doppellonge und am Langzügel ab, während im LA 2, wie bisher, die versammelnde Arbeit und Korrekturarbeit am Langzügel und an der Doppellonge geprüft wird. Das LA 3 ist nicht Voraussetzung für das LA 2, das LA 4 dagegen schon.

Nur aufgrund von Turniererfolgen wird das neue LA 1 V verliehen.

Als Vorbereitung auf Voltigierabzeichen wurde das überarbeitete Abzeichenbuch von Ulrike Rieder und Ute Lockert vorgestellt, das bereits an die neuen Regelungen angepasst wurde.

 

Grundrichterprüfung & Öffentlichkeitsarbeit
Kurzbericht des Fachausschusses Voltigieren der DRV

Leo Laschet berichtete im Kurzbericht des Fachausschusses Voltigieren der DRV über die Grundrichterprüfung, die als Pilotprojekt in drei Module und zwei Teilprüfungen aufgeteilt wurde, was ab diesem Jahr in der APO festgeschrieben ist. Es ist nun eine offizielle Regelung, dass über die Module die Grundrichter-Anwärter ein Jahr lang betreut werden. Die Anwärter treffen sich regelmäßig, die Themen sind strukturierter und bauen aufeinander auf. Das Vorgehen wurde dadurch in ganz Deutschland einheitlicher. Der letzte Lehrgang hat gezeigt, wie gut sich die Anwärter entwickelt haben, was man auch an den Abschlüssen sieht, betonte Laschet.

Ein wichtiger Punkt für die DRV ist die Öffentlichkeitsarbeit. Das einzige Print-Medium im Voltigiersport, der Aktuelle Voltigierzirkel, wird genutzt, um die Arbeit der Vereinigung nach außen darzustellen – nicht nur den Richtern, sondern auch den Trainern, Longenführern, Aktiven und Funktionären gegenüber. Eine weitere Plattform ist das DRV-Magazin, es bietet pro Jahr eine Schwerpunktausgabe Voltigieren und wird von den Richtern aller Disziplinen gelesen

 

Gestaltung: Die Summe aller Einzelaspekte – oder mehr?

Der Gestaltungsbewertung widmete sich Leo Laschet, vor allem mit Blick darauf, wie Kür-Programme geahndet werden können, die das Pferd überlasten. Er blickte zunächst auf die Intention der Änderungen in der LPO 2018 zurück.
Im arbeitsteiligen Richtverfahren (wenn Richter nicht mehr Gestaltung, Schwierigkeit und Ausführung gleichzeitig bewerten müssen) gibt die strukturierte Vorgabe bessere Anhaltspunkte für die Vergabe der Noten, erläuterte Laschet. Die detaillierte Protokollierung einzelner Aspekte ist möglich, dadurch ist die Bewertung für den Richter besser nachvollziehbar. Gleichzeitig wird die Begründung der Bewertung bei Nachfragen von Aktiven transparenter. Aber – auch das machte der Referent klar – an der Basis gibt es überwiegend weiterhin das traditionelle ganzheitliche Richtsystem.

Anpassung der Kürgestaltung an den Ausbildungsstand des Pferdes
Vor allem ein Aspekt wurde in dem Workshop hinterfragt: Wie kann die Gestaltungsnote widerspiegeln, ob die Kürgestaltung an die Leistungsfähigkeit und den Ausbildungsstand des Pferdes angepasst ist? Es wurden hierzu Kür-Beispiele bewertet und diskutiert, inwieweit die Harmonie mit dem Pferd die Gestaltungsnote beeinflusst.
Fazit war: Der Longenführer muss darauf achten, dass das Pferd nicht überfordert wird. Hierzu ist weitere Aufklärungsarbeit durch die Richter nötig. Denn das Pferd ist der einzige, der nicht gefragt wurde, ob er Teil der Mannschaft sein möchte.

Pferdeschutz: Einfluss über Noten
Deutlich wurde in Verden jedoch auch, dass der Einfluss der Richter über Noten begrenzt ist, wenn es um die Harmonie mit dem Pferd und den Schutz vor Überlastung geht

Notenspektrum ausnutzen
Kurz ging Laschet auch auf den Aspekt ein, ob auch bei niedrigeren Klassen das gesamte Notenspektrum in der Gestaltungsnote ausgeschöpft wird. Die Tagungsteilnehmer bewerteten eine A-Gruppe und waren sich hierbei einig, dass auch in dieser Klasse Noten über 8,0 vergeben werden können und sollten.

 

Alles eine Frage der Technik: Die Bewertung der Kür-Ausführung – worauf schauen wir?

Die Bewertung der Kür-Ausführung in der Gruppe stand im Fokus von Christine Kellermanns Workshop. Realität in der Gruppenkür sind Technikfehler, wie z. B. ein Stehen (als Untermann), das kein technisch korrektes Stehen ist, sondern beispielsweise zu stark nach vorne gelehnt ist.
Aktuell gibt es im Gruppenvoltigieren noch nicht die Pflicht, ein Protokoll wie im Einzel zu führen. Dies wird sich mit der nächsten LPO-Änderung vermutlich ändern. Dadurch, dass jeder Richter in Deutschland aktuell individuell die Ausführungsnote vergeben kann, ist ein Vergleich, wie man zur Note kam, nur eingeschränkt möglich. Allerdings zeigte sich in dem Workshop, dass die ermittelten Noten durchaus ähnlich waren – egal, mit welchem System sie ermittelt wurden.

Diskutiert wurde, wann die Stürze abgezogen werden: Im Protokoll – also im Verlauf der Kür – oder als Abzug von der Ausführungsendnote. Letzteres hat stärkere Auswirkungen auf die Ausführungsnote. Es wurde angeregt, hierbei nach Schwere des Sturzes zu variieren und schwere Stürze von der Ausführungs-Endnote abzuziehen.
Klar geregelt ist dagegen ein anderer Aspekt: Wenn ein Abgang mit Hilfe geturnt wird, wird er von der Schwierigkeit her nicht gezählt, aber die Ausführungsfehler werden abgezogen.

 

Voltigiersport – „Quo vadis?“

Einen Blick auf die Entwicklung des Voltigiersports und aktuelle Herausforderungen, mit denen die Richter konfrontiert werden, warf Christian Peiler. Er verwies auf die gesellschaftliche Veränderung und damit einhergehend die Art und Weise, miteinander zu kommunizieren. Welche Vor- und welche Nachteile sich daraus ergeben, stellte der Referent in einem Impulsreferat vor, die Tagungsteilnehmer diskutierten im Anschluss verschiedene Fragestellungen.
Sportler, Trainer, Betreuer, Richter, Verein und Fan – alle sind Teil des (Voltigier-)Sports und sollten berücksichtigt werden, wenn es um das Miteinander geht. Dabei profitierte Peiler davon, dass er selbst schon alle genannten Perspektiven selbst erlebt hat. Er regte an, sich mit diesen einmal näher zu beschäftigten – schließlich hat man als Richter im Turnieralltag mit vielen verschiedenen Personen zu tun – und stellte dabei unterschiedliche Fragen in den Raum.

Was passiert mit dem Sportler durch Rückmeldungen von außen? Er trainiert viel, hat die Wettkämpfe vor Augen, muss sich mit wechselnden Bedingungen auseinandersetzen und all das wird geprägt durch das soziale Umfeld, das Regelwerk etc.

Genauso wichtig wie die Aktiven sind die Trainer. Nur wenn gute Trainer unterstützen, kann der Sportler erfolgreich sein. Wenn es gut läuft, wie bei Jürgen Klopp in Liverpool, dann wird gejubelt, aber wenn es fünf Spiele nicht läuft, wird per WhatsApp gekündigt, nannte der Referent Beispiele aus dem Fußball. Auch im Voltigiersport fehlt zum Teil die Loyalität zu den Trainern, die den Sportler nach oben gebracht haben, es gibt ein Vereins-Hopping.

Auch wenn sie für die Öffentlichkeit weniger präsent sind, nicht vergessen werden dürfen die Betreuer als Bindeglied zwischen allen im Sport Beteiligten. Sie präparieren die Sportler – auch in schwierigen Zeiten, so der Referent.

Richter sind für das, was sie tun, verantwortlich, aber auch für das, was sie nicht tun, betonte Peiler – „auch wenn wir der Buhmann sind“, ist es oftmals wichtig, ein für alle sichtbares Statement zu setzen, z. B. im Sinne des Tierschutzes. Doch Richter werden auch beobachtet, wenn sie nicht in offizieller Funktion tätig sind. Der Referent legte den Fokus deshalb auch darauf, wie sich die Richter verhalten, wenn sie als Zuschauer auf einem Turnier sind.

Auch das Regelwerk kann die Kommunikation erschweren, betonte Peiler: Ist dieses für die Fans noch transparent? Wenn jede Sequenz im Detail bewertet wird, kann das noch nachvollzogen werden? Passt das rein Rechnerische zum Bauchgefühl? „Gehen wir den richtigen Weg?“, stellte Peiler zur Debatte.

Wir alle sind Teil des organisierten Sports, auch die Richter, betonte der Referent. Ohne DRV, DOKR, Bundestrainer etc. gäbe es keinen Spitzensport. „Wir kritisieren gerne, was nicht läuft“, aber Peiler rief dazu auf, stattdessen mitzugestalten. Es dauert lange, bis sich was dreht, aber wenn sich was dreht, dann ist es nicht mehr aufzuhalten. Als Richter können wir entscheiden, wie sich der Sport entwickelt, so sein Fazit.

Ein wichtiger Aspekt ist der Tierschutz. Er beeinflusst mehr und mehr unseren Sport. Skandale in anderen Disziplinen schwappen aufs Voltigieren über, so Peilers Beobachtungen. Er rief deshalb dazu auf, als positives Beispiel voranzugehen und dies auch nach außen hin so darzustellen.

Mit Blick auf die Generation Z stellte er die Frage in den Raum: Wie gewinnen wir neue Richter? Wie können wir sie motivieren, die andere Ziele haben als vorangegangene Generationen?

Neue Medien können Fluch oder Segen sein. Viele Videos aus dem Voltigiersport stehen auf YouTube, Facebook, Instagram und Co, auch neue Pferde werden schon präsentiert, bevor sie im Wettkampfzirkel zu sehen sind. „Beeinflusst uns das?“, fragte Peiler in den Raum, auch wenn z. B. Sportler im Vorfeld eines Turniers gehyped werden.

Anregungen für die Zukunft
Basierend auf den Impulsen von Christian Peilers Vortrag wurden anschließend in einem Workshop Anregungen für die Zukunft erarbeitet. Sie können als Basis für weitere Diskussionen dienen und Euch als Leser eine Idee geben, wie sich unser Sport möglicherweise entwickelt.

Digitale Medien – Chancen und Herausforderungen
Spannungsfeld neue Medien: Auf welche Herausforderungen müssen wir uns vorbereiten? Was können wir aus anderen Sportarten lernen?
Eine Herausforderung ist: Inhalte, die einmal im Internet sind, bleiben dort, das Internet vergisst nicht. Überlegt wurde, wie die neuen Medien anonymer genutzt werden könnten. Möglich wäre, bei der Notenvergabe nicht die Namen der Richter, sondern Platzhalter (Pferd, Technik, Gestaltung) zu veröffentlichen. Der Hintergrund: Jeder kann Turniere live verfolgen und Diskussionen beginnen, bevor die Siegerehrung angefangen hat. Die Zuschauer kennen die Noten, bevor der Richter sie kennt. Gleichzeitig fehlt bei manchen Zuschauern das Wissen, was die Richter überhaupt bewerten. Mit der Funktionsbezeichnung wäre dies transparenter.

Richterschulung 2.0: Wie können wir unsere Richter im veränderten Alltag möglichst optimal vorbereiten? Weiter so vs. Coaching 2.0
Eine Idee ist, eine Probezeit statt eines Prüfungstages durchzuführen, gefolgt von Nachfolge-/Ergänzungsqualifikationen. Der Hintergrund für die möglichen Änderungen: Es wurde die (bewusst) provokante These geäußert, dass die Generation Z nicht belastbar ist, deshalb müsse das Angebot angepasst werden. Gleichzeitig sollen aber ältere Richter nicht verloren werden.

Rolle des Voltigierens im organisierten Sport
Ist Voltigieren weiterhin eine Randsportart? „Nein“, betonte Leo Laschet, die Voltigierrichter sind im Kollegenkreis auch auf höchster Ebene hoch anerkannt. Die Teilnehmer betonten, dass das disziplinspezifische Wissen gestreut werden muss, denn: Wir alle – egal, welche Disziplin – machen Pferdesport, also müssen die Voltigierrichter alle mitnehmen und sich alle in die gleiche Richtung bewegen. Sie müssen Verständnis für die Standpunkte der anderen aufbringen und sie tragen die Verantwortung für die Gesundheit der Pferde und Aktiven sowie für die Außenwirkung.

Bewertungssystem 2022: Wieviel Differenziertheit ist für ein qualitativ gutes Urteil möglich, ohne das Gesamtbild zu verlieren?
Die Richtergeneration ist im Wandel: Es wurde hinterfragt, ob neue Kollegen einen Vorsprung haben, weil sie von Anfang an das differenzierte Richten kennengelernt haben.
Zeitdruck ist für Richter auf dem Turnier allgegenwärtig. Die Achtung vor den Richterkollegen wurde betont, dazu gehört, erst anzuklingeln, wenn die Kollegen bereit sind, also keinen unnötigen Druck aufzubauen. Dies gehört zur Wertschätzung.

Weitere Diskussionen zu diesem Aspekt und den vielen anderen genannten Punkte werden folgen. Genügend Anregungen wurden in Verden in intensiven und teilweise auch kontrovers geführten Diskussionen jedenfalls gesammelt.