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Sensations-Leistung im Voltigieren: Sportsoldat siegt beim Weltcup-Finale in Dortmund mit fremden Pferd

Dortmund (fn-press). Was für eine Leistung: Jannis Drewell hat seinen Titel beim Weltcup-Finale in Dortmund verteidigt. Der Sportsoldat aus Gütersloh gewann den heutigen abschließenden Durchgang in der Dortmunder Westfalenhalle – und das auf einem fremden Pferd. Damit machte der Vize-Europameister zugleich das deutsche Triple perfekt, denn am Vortag hatten mit Kristina Boe (Hamburg) und Theresa-Sophie Bresch/Torben Jacobs (Köln) ebenfalls Athleten von Bundestrainerin Ulla Ramge und Disziplintrainer Kai Vorberg triumphiert.

Gesa Bührig hatte angekündigt, im Falle eines Weltcup-Sieges ein Rad zu schlagen. Unmittelbar nach der Ergebnisverkündung hielt die Longenführerin und Trainerin des RV Fredenbeck ihr Versprechen. In diesem Moment hatte Top-Voltigierer Jannis Drewell den Sieg im Weltcup-Finale – dem Highlight der Winter-Saison – erturnt. 8,797 Punkte verbuchte der 26-Jährige nach zwei Durchgängen in der westfälischen Metropole. Damit verwies der gelernte Tischler den Franzosen Clément Taillez (8,723) und seinen Bundeskader-Kollegen Jannik Heiland (8,57) auf die weiteren Plätze. EM-Gold 2015, WM-Bronze 2016, EM-Silber 2017, die DM-Siege 2015, 2016, 2017 und die beiden Weltcup-Triumphe 2017 und nun 2018 – Drewell unterstreicht in Dortmund einmal mehr, dass er im internationalen Vergleich das Maß der Dinge bleibt und sich im Jahr der Weltreiterspiele (im September in Tryon) bereits zu Beginn der Saison in hervorragender Verfassung befindet.

Dass der Favorit am Ende tatsächlich wieder auf dem obersten Podest stehen würde, war zu Beginn des Turniers keinesfalls klar. Zunächst hatte sein Routinier Diabolus den Vet-Check nicht passiert. Daraufhin stellte Gesa Bührig, die mit ihrem Athleten Viktor Brüsewitz nach Dortmund gereist war, ihren 12-jährigen Mecklenburger Schimmel Claus zur Verfügung.

Das Gespann präsentierte sich von Beginn an souverän. Obwohl Drewell auf dem Rücken des bis dato ihm unbekannten Vierbeiners nicht alle Höchstschwierigkeiten in seinem Kürprogramm einbauen konnte, bewies er vom ersten Umlauf an Nervenstärke und eine beeindruckende Anpassungsfähigkeit. Schon im Warm-Up – das nicht zum Endergebnis zählt – rangierte der Sportsoldat auf Platz zwei. Im ersten Durchgang folgte die Führung, die er mit einem Sieg im zweiten Durchgang (Tageshöchstwertung 8,806) unterstrich. Damit konnte Drewell als bislang einziger deutscher Einzelvoltigierer seinen Weltcup-Titel verteidigen und zieht nun mit zwei Siegen mit dem Schweizer Patric Looser (2011 und 2012) gleich. Der Franzose Nicolas Andreani führt das Ranking mit drei Titeln (2013 – 2015) an. Drewells Sieg war der dritte deutsche Weltcup-Erfolg in Folge. Damit bleibt Dortmund für die schwar-rot-goldenen Athleten ein hervorragendes Pflaster.

Besonders Emotional in diesem Jahr: Drewells Mutter und Longenführerin Simone Drewell, die nach dem Ausfall von Diabolus ein unfreiwilliges freies Wochenende hatte, war die erste Gratulantin in der Kiss-and-Cry-Ecke, nachdem sie ihrem Sohn vom Rand des Zirkels aus die Daumen gedrückt hatte. „Ich danke Gesa von ganzem Herzen. Claus ist ein tolles Pferd und wir sind von Anfang an gut miteinander zurecht gekommen. Meine Leistung war nicht perfekt und da gab es noch eine Menge Luft nach oben, aber ich bin glücklich und stolz, hier in Dortmund gute Küren gezeigt zu haben“, sagte Drewell.
Einen gelungenen und fehlerfreien Abschluss des Finales feierte auch Clément Taillez. Der Franzose, der im vergangenen Jahr seine Teilnahme am Showdown verletzungsbedingt kurzfristig absagen musste, blieb in beiden Durchgängen mit seinem Pferd Dyronn nur hauchdünn hinter Drewell und landete mit 8,723 Punkten auf Platz zwei.

Rang drei ging an Jannik Heiland. Der Ingenieur aus Wulfsen bei Hamburg, der schon im Vorjahr auf Platz drei gelandet war, hatte seine Top-Leistung vom Tagessieg am Donnerstag im Warm-Up vor allem im ersten Durchgang nicht abrufen können und hatte sich zunächst auf Platz vier eingereiht. Mit der viertbesten Kür des Tages konnte sich der 25-Jährige jedoch schließlich noch auf das Podest vorarbeiten. Das norddeutsche Trio, das vom 13-jährigen Hannoveraner Highlander und Longenführerin Winnie Schlüter komplettiert wird, verbuchte 8,57 Punkte in der Endabrechnung. „Heute lief es für uns wieder richtig rund“, sagte Heiland.

Hauchdünn war auch der Abstand zu Platz vier: Mit nur 0,009 Punkten Rückstand landete Viktor Brüsewitz – der ebenfalls mit Claus und Gesa Bührig eingelaufen war – auf dem undankbarsten aller Ränge. Der 28-Jährige, der sich nach drei Jahren Pause erstmals wieder für ein Finale hatte qualifizieren können, kam auf 8,561 Punkte.

Der „Verlierer“ des Finals war der Schweizer Lukas Heppler. Der Top-Favorit, der auf dem Weg nach Dortmund in Madrid und Offenburg gewonnen hatte, zeigte zwar zwei solide Umläufe, hatte jedoch in beiden Druchgängen kleinere Unsauberkeiten. Diese kosteten ihm diesmal die vorderen Plätze. Der Eidgenosse rangierte am Ende aber mit 8,517 Punkten trotzdem nur hauchdünn hinter der Konkurrenz. Lediglich der Ungar Balázs Bence (6,237) hatte in diesem Jahr nicht mit den Top-Athleten mithalten können.

„Wir haben hier ein Finale auf extrem hohen Niveau und eine tolle Veranstaltung mit fantastischem Publikum erlebt. Ab nächster Woche beginnt für uns nun die Vorbereitung auf Tryon“, gab Bundestrainerin Ulla Ramge zu Protokoll.